Manufaktur
  Kategorie  Hauptentwurf

  Lehrstuhl  Lehrstuhl für Industriebauten - Prof. Dr.-Ing. Gunter Henn

  Aufgabe  Auf einem Grundstück in der Nähe des Dresdner Hauptbahnhofes zwischen dem Bahnareal und der Strehlener Straße sollte eine Manufaktur entworfen werden, in welcher Design und Herstellung hochwertiger Möbel und Inneneinrichtungen stattfinden können.
Ergänzend zur Produktion waren Verwaltungsbüros, Designbüros, Präsentations- und Ausstellungsbereiche (Firmenmuseum) vorzusehen, so dass mit dieser Manufaktur zum einen die handwerkliche Arbeit als "Schauwert" präsentiert und zum anderen die Stadtbrache zwischen Strehlener Straße (Südvorstadt) und den Gleisanlagen aufgewertet werden kann.

  Entwurf  Die Entwurfsidee für die Umsetzung der Bauaufgabe besteht darin, für die zu planende Möbelnmanufaktur eine dreiteilige Bauform zu schaffen, in welcher die Grundidee verfolgt wird, den Produktionsfluss vom groben, unbehandelten bis hin zum fertigen Möbel (als Schauwert) als Weg durch einen "Filter" hindurch umzusetzen.

So wird die Verarbeitung der Rohmaterialien und die eigentliche, meist grobe Produktion in einem klassischen Industriebau untergebracht, welcher als massiver und wuchtiger Baukörper mit seinen thematisch gestalteten Dachterrassen und der skulpturalen Fluchttreppe eine starke Geste zur Bahnstrecke hin darstellt. Die gewählte Gestaltung wird dabei der Tatsache gerecht, dass dem Gebäude aufgrund seiner Lage in der Nähe des Dresdner Hauptbahnhofes eine gewisse Wirkung als Stadteingang für die Besucher zukommt, welche mit der Bahn aus Prag oder dem Elbsandsteingebirge anreisen.
Der zweite Baukörper, der als multifunktionaler Bereich die Umformung und Veredelung der produzierten Möbel beherbergt, stellt sich als klar geformter, gläserner und dadurch relativ transparenter Baukörper dar. Dieser sogenannte Filter beinhaltet neben den feinen, handwerklichen Produktionsschritten auch Büroflächen, in denen das Möbeldesign entsteht, die Mitarbeiterbereiche, ein Futurelab mit Ateliers und experimentellen Designbereichen sowie das intelligente Hochregallager. Dieses übernimmt zum einen den vertikalen Materialtransport und dient gleichzeitig als "gläserner Setzkasten", der die fertigen Möbel für die Passanten präsentiert.
Im vorderen Teil des Gebäudes, welcher der Strehlener Strasse zugewand ist und aus mehreren kleinen, "tanzenden" Baukörpern besteht, findet die edle Endproduktion beziehungsweise Qualitätskontrolle, Verpackung und Auslieferung der Möbelstücke an den Kunden statt. Dieser Bereich stellt mit dem Cafebereich, dem Foyer, Ausstellungs- und Multimediabereich und den integrierten Geschäften mit ihrem exklusiven Angebot auch die Schnittstelle zwischen der Produktion und dem öffentlichen Raum dar. Um diese Funktion hervorzuheben ist im vorderen Gebäudeteil ein großes Zeltdach aufgespannt, welches den Gebäudeeingang hervorhebt, die Öffentlichkeit in das Gebäude hineinzieht und gleichzeitig die Besucherterrasse über dem Foyerbereich überdacht.

In den Übergangszonen zwischen diesen drei Gebäudeteilen befinden sich gläserne Transmitter, welche als flexible Zwischenräume mit Galerien und Treppen die Kommunikation fördern und Einblicksmöglichkeiten für die Besucher schaffen.

  städtebauliches
 Konzept
  Neben der Planung der Möbelmanufaktur selbst sollte auch die unmittelbare Umgebung des Baugrundstücks mit einem städtebaulichen Masterplan überarbeitet werden. Das wichtigste Ziel hierbei ist es, die vorhandene Stadtbrache aufzuwerten und ihr eine - der zentrumsnahen Lage des Gebietes entsprechende - Qualität zu verleihen.

Der Grundgedanke, mit dem wir diese Zielstellung verfolgen, besteht darin, parallel zur vielbefahrenen und daher unattraktiven Strehlener Strasse eine zweite, fußläufige Erschließung als "Erlebnisachse" zu schaffen.
Dieser aus Holztrittstufen bestehende Weg bietet den Passanten die Möglichkeit, unterschiedliche - durch Anpflanzung von Bäumen als Weiterführung der ursprünglichen Blockstrukturen gegliederte - Erlebnisräume zu durchqueren. Diese Räume wurden mit verschiedenen Funktionen belegt, welche sich zum Teil aus der Nutzung der umliegenden Bebauung ableiten und mit Hilfe des beim Bau der Manufaktur anfallenden Aushubs auch in ihrer Topographie modelliert. Dabei führt die geplante Erlebnisachse direkt durch das Gebäude der Möbelmanufaktur hindurch und findet auf der Besucherbrücke zwischen Filter (repräsentativer Setzkasten) und öffentlichen Körpern (Foyer, Cafe, Plaza, Besucherterrasse) sowohl räumlich als auch vom Erlebnisangebot ihren Höhepunkt.

  Bearbeitung  Tini Nowotny, Sebastian Schild